Wattenscheid West…

Palau

… ist ’n Dreck dagegen. Wir befinden uns im Südwesten der Inselrepublik Palau, in einem Teil des Riffwalls, der ‚German Channel‘ genannt wird. Nachdem Deutschland Palau 1899 von den Spaniern gekauft hatte, genügten die 15 Jahre Kolonialherrschaft über ‚Deutsch-Neuguinea‘, um ein Loch in den Riffwall zu sprengen. Irgendwie war es so unpraktisch, mit dem Boot direkt zu den Rock Islands zu fahren, wenn da so ein Riff im Weg ist. Also haben unsere Vorfahren ganze Arbeit geleistet, um dem Abbau von Phosphat von der Oberfläche der Inseln zu erleichtern. Bei dem begehrten Rohstoff handelt es sich im Übrigen um nichts geringeres als Fledermaus-Scheiße. Um also aus Scheiße gute Butter zu machen, reicht eine mittelgroße Portion Sprengstoff, und *PAFF!* läuft die Sache.

Das Loch im Riffsaum führt nun gezeitenabhängig zu einer Einwärtsströmung von planktonreichem Wasser. Ihm folgen die Großfische. Nachdem die Japaner Deutschland den Krieg erklärte und Deutsch-Neuguinea kurzerhand übernahm, richteten Putzerfische in der frisch geschlagenen Bresche ihre ganz speziellen Wellness-Center ein, so dass heute regelmäßig Haie und Mantas hier vorbei schauen, um es sich mal so richtig gut gehen zu lassen. Und obwohl bei Opel der Manta längst nicht mehr gebaut wird, finden hier regelmäßige Manta-Treffen statt. Was mich als Dortmunderin doch glatt zu einem „Boah ey!“ verleitet.

15 000 km entfernt von zuhause – so viele Mantas, und weit und breit kein einziger Fuchsschwanz! Für Micha und mich ist es die erste Begegnung mit diesen majestätischen Rochen. Minutenlang drehen sie zum Zweck der Fellpflege ihre eleganten Kreise direkt über unseren Köpfen, und legen für Fotografen gerne noch einmal eine Extrarunde hin. Dabei schweben sie so, als hätte jeder von ihnen ständig seinen eigenen fliegenden Teppich dabei. Da ich dies mittlerweile vom Rückflug aus poste und in Seoul auch endlich über eine vernünftige Internet-Verbindung verfüge, kann ich jetzt auch mal ein Foto hochladen 😉 Ein Bisschen Angeben muss ja schließlich sein.

Um mal was negatives zu schreiben – das Internet auf Palau ist eine Katastrophe. Daran ändert sich auch nichts, als wir beim Feierabendbier Mariana kennenlernen. Sie ist die Chairperson von PNCC, dem Palau National Communication Corporation. Sie besucht gerade ihre Schwester Lydia, die in der Tauchbasis arbeitet. Erklärtes Ziel der PNCC ist es, schnelles Internet für jeden Palauaner verfügbar zu machen. Solange das noch nicht so gut funktioniert, kaut Mariana genau wie die meisten anderen Insulaner Betelnüsse, was ihre Zähne recht deutlich verraten. Das Kauen von Betelnüssen hilft gegen Müdigkeit und Konzentrationsschwäche, wäre also perfekt für die Morgenvisite, wenn nicht außerdem Übelkeit und Durchfall auftreten könnten. Außerdem kommt es zu vermehrtem Speichelfluss, welcher sich außerdem noch rot färbt, und das Zahnfleisch wird angegriffen – also doch weiterhin Kaffee?!? In der Tiermedizin hilft der Wirkstoff der Betelnuss übrigens gegen Wurmbefall. Wie das Plakat verkündet, dass den aktuellen „love your pet“-Monat proklamiert, gibt es beim Tierarzt gerade zur Tollwutimpfung die Wurmkur gratis, so dass wir auch im Gedenken an unseren Zahnarzt zurückhaltend im Hinblick auf einen Selbstversuch sind.

Regelmäßiger Konsum der kleinen roten Energiebomben mag dazu führen, zu glauben, das Internet wäre tatsächlich höllisch schnell, so dass für die meisten Palauaner die Inselwelt völlig in Ordnung ist. Für uns übrigens auch, denn abgesehen mal vom regelmäßigen Bloggen gibt es nichts, was mir im Urlaub das Internet unentbehrlich machen würde, wie ich begeistert feststelle.

© 2012 Vera Wittenberg

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