Abschied vom Paradies

Palau

Am letzten Donnerstag im November feiert der Amerikaner Thanksgiving, das neben Weihnachten zweitgrößte Fressen des Jahres. Und mit Amerika jeder Teil des Erdballs, der unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten steht. Wo könnten wir unseren Truthahn zu diesem Anlass besser zubereiten lassen als im „Krämer’s“? Heute gibt es dort jedoch weder ein Tagesmenü noch à la carte. René hat sechs Truthähne nach verschiedenen Rezepten zubereitet, Stammgäste der ganzen Insel bringen Beilagen und Nachtisch. Für René ist es seine Art, seinen Gästen Danke zu sagen. Wer keine Küche hat um Beilagen zu produzieren, zahlt 20 Dollar. Dafür kann er sich dann durch ein Buffet fressen, bei dem sich die Tische biegen. Wir erscheinen in Begleitung unserer Gastgeber Rick und Lea, also in Begleitung zweier Stammgäste, die uns jeweils eine Schüssel in die Hand drücken, als wir die Gaststube betreten. Nach und nach erscheint neben der Inselprominenz auch der eine oder andere Tauchkumpane.

Wir treffen den Iren Connor, der als Bruder des Managers der Tauchbasis schon mehrfach auf Palau war, und sich im Heck des Bootes vor Wind und Wetter gern hinter seinem fliegenden Teppich verschanzte. Marc von den Kanalinseln (der mir versichert, dass er genau wie ich eine Schwäche für die klitzekleinen Einsiedlerkrebse hat) erscheint in Begleitung von Kerstin aus Bielefeld, die Palau als Abschluss einer Philippinen-Reise eingeschoben hat. Der Physiotherapeut Thorsten und seine Frau Anke leben auf Koror, seine Massagen gelten als Geheimtipp. Jürgen und Carmen sind bereits am Vorabend weiter geflogen in Richtung Hong Kong, um von da aus nach Berlin zurück zu reisen, Brandon und Qaesar sind schon längst zurück in Dubai. Christiane, ebenfalls aus Bielefeld, haben wir bereits am Flughafen in Seoul kennen gelernt. Sie hat uns in der ersten Woche auf unseren Tauchgängen begleitet, um danach weiter nach Yap zu fliegen. Peter aus der Schweiz kam gerade von dort und hat Christiane und alle anderen mit Tipps versorgt.

Wie immer ist ein gelungener Urlaub nicht nur abhängig von dem Ort, den man besucht, sondern auch von den Menschen, denen man begegnet. Unsere Thangksgiving-Feier bietet auch uns Gelegenheit,  Danke zu sagen. Danke an die tollen Menschen, denen wir begegnet sind. Und natürlich ein ganz besonders dickes Dankeschön an unsere Gastgeber Rick und Lea, die sich jeden Abend dafür begeistern konnten, unsere fotografische Ausbeute anzusehen. Wir genießen die Gesellschaft derer Verbliebenen, quatschen, prosten zu, umarmen, tauschen Email-Adressen und begehen so den letzten Abend auf Palau mit gutem Essen, gewürzt mit einer ordentlichen Priese Abschiedsschmerz. „Wenn wir nach Palau zurückkehren“, so versprechen wir René, „dann auf jeden Fall wieder zu Thanksgiving!“, und fragen ihn, ob er denn nächstes Jahr noch da wäre. Er lacht. „Ich bin jetzt seit 16 Jahren hier, da werde ich ein Jahr ganz bestimmt noch aushalten!“.

Ja, dass man es hier aushalten kann, das können wir uns wirklich sehr gut vorstellen.

© 2012 Vera Wittenberg

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